Stille und Lärm in der Stadt in Bezug auf Gesundheit

Forschungsverbund "Tranquility Studies"

Laufzeit: 05/2024 – 04/2025

Projektleitung: Dr. Susann Schäfer, J.-Prof. Dr. Nele Kuhlmann  

Projektbearbeitung: Amelie Brockhaus

Mittelgeber: Friedrich-Schiller-Universität Jena (Exploration Fund)

Forschungsschwerpunkt: Health and Wellbeing

Inhalt:

  1. Vorstellung des gesamten Forschungsverbundes Tranquility Studies

Vor dem Hintergrund multipler Krisen in der Gegenwart (Kriege, gesellschaftliche Konflikte und Klimakrise) gibt es auf individueller Ebene ein zunehmendes Bedürfnis nach Stabilität, Ruhe und Orientierungsmustern. Genau mit diesen Themen setzt sich ein interdisziplinäres Team aus den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Rahmen des zukünftigen dreijährigen Forschungskolleg „Tranquility-Studies“ auseinander. Tranquility wird in diesem Vorhaben als ein Streben nach Stabilität, Ruhe und Harmonie verstanden. Es soll untersucht und erarbeitet werden, welchen Einfluss dies auf gesellschaftliche Prozesse als auch auf persönlicher Ebene entfalten kann. Die erste Projektphase widmet sich hierfür dem Schwerpunkt Stille, einem Zustand, der durch die Abwesenheit von Lauten aber auch Bewegung charakterisiert ist. Zur weiteren vertieften Bearbeitung wird der Schwerpunkt in drei Cluster aufgeteilt: „Stille und Erfahrung“, „Stille und Sprache“ und abschließend „Stille und sozialer Raum“.

2. Vorstellung des Teilprojektes „Stille und Lärm in der Stadt in Bezug auf Gesundheit“

Im städtischen Alltag zeigt sich die Abwesenheit von Stille in unterschiedlichsten Ausprägungen, bspw. durch Verkehrslärm von PKW oder ÖPNV, Unterhaltungen und Musik in der Innenstadt, aber auch in Form von Sirenen durch Krankenwagen, Feuerwehr und Polizei. Werden Anwohner*innen über einem längeren Zeitraum einem erhöhten Lärmpegel ausgesetzt, kann sich dies negativ auf das psychische und physische Wohlbefinden auswirken. Zu den Folgen gehören mitunter Schlafstörungen und erhöhter Stress. Um das Wohlbefinden innerhalb der Stadt und damit auch die Lebensqualität zu erhöhen, setzen Städte in Deutschland Pläne zum Immissionsschutz um, z.B. mit verkehrsberuhigten Bereichen oder Lärmschutzwänden. Eine weitere Möglichkeit stellen darüber hinaus innerstädtische Ruheorte in Form von Parks oder Grünflächen dar.

Das Teilprojekt möchte nun einen vertieften Blick auf die Nutzung dieser Ruheorte in der Stadt zur Gesundheitsförderung werfen und hinterfragen, ob und wie diese Orte von den Bewohner*innen Jenas genutzt werden, da Grünflächen dazu beitragen können, die Wahrnehmung von Lärmbelästigung zu verringern. Dieser Erholungseffekt hält auch noch nach der Rückkehr in das eigene Zuhause an. Ruhe- und Erholungsorte stellen damit einen wichtigen innerstädtischen Raum für ein umfassendes well-being dar.

Dies führt wiederrum zu Fragen von Aushandlungsprozessen in der Gestaltung dieser Räume. Welcher Teil der städtischen Gesellschaft wird wie mit seinen Bedürfnissen nach Stille und Lärm berücksichtigt? Sind die Ruheorte intergenerational nutz- und erreichbar? Ist eine gleichmäßige Verteilung der Erholungsorte über die Stadt sichtbar oder kommt es zur Segregation zwischen wohlhabenderen und einkommensschwächeren Stadtteilen?

Genau diesen Fragen und Aspekten von Gesundheit, Bedürfnissen und städtischer Planung zu Lärmminderung und Erholung sollen den Hauptfokus des einjährigen Teilprojektes der Tranquility-Studies bilden.