Ausgangslage der Streumanipulation:
Durch die Unterversorgung der Baumkronen mit Wasser, trockenstressbedingt oder im Zuge eines Borkenkäferbefalls, kommt es zum Abwurf von Nadeln durch die Fichte in nennenswerter Menge. Dies dient, geringfügiger ausgeprägt, während Trockenphasen in erster Linie dem Selbstschutz (Verdunstung) und ist, bei Borkenkäferbefall, stark ausgeprägt als Nadelteppich am Waldboden eine Folge der Unterbrechung der Kronenraumversorgung.
Das lokal teils erhebliche Auftreten nicht gealterter und vorzeitig gefallener Streu, ausgelöst durch Störungsereignisse (green litter phenomenon) ist in Mitteleuropa von künftiger Bedeutung aufgrund von prognostiziert häufigeren Wetterextremen und des noch weit verbreiteten Vorkommens von Fichtenbeständen außerhalb ihres natürlichen Wuchsraumes. Grüne, abgeworfene Nadelstreu ist nährstoffreich, leichter abbaubar als gealterte Streu und besitzt einen hohen Gehalt an labilen organischen Verbindungen. In Zeit und räumlichem Ausmaß kann der vorzeitige Streufall einen hot moment und einen hot spot für biologische Abbauprozesse bilden (in kurzer Zeit auf begrenzter Fläche überdurchschnittlich hohe Umsatzrate organischen Materials möglich). Ein Auftreten solch erhöhter nährstoffreicher Streueinträge im Zuge von Ökosystemstörungen, ist bislang kaum untersucht und mit weitgehend unbekannten Effekten auf lokale Abbauaktivitäten und den Nährstoffhaushalt im Boden!
Ein weiterer Schwerpunkt im Lehrforschungsprojekt preFALL widmet sich den Auswirkungen von Bodenfeuern auf Stoffflüsse und Bodeneigenschaften beim Verbrennen vorzeitig abgeworfener Streu.
Die für Mitteldeutschland prognostizierte Zunahme an Sommertrockenheit und Hitzetagen kann zu einem vermehrten Auftreten von Waldbränden führen. Am häufigsten sind hierbei Bodenfeuer geringer Intensität (auch Lauffeuer genannt), bei denen es zum Brand der Streuauflage sowie der Bodenvegetation kommt. Bodenfeuer verändern die Eigenschaften des Waldbodens chemisch-physikalisch, indem es zur Abnahme von organischer Substanz unmittelbar nach dem Feuer (Verbrennung von Biomasse), zur relativen Zunahme von schwerer abbaubarer organischer Substanz (stark polymerisierte Verbindungen), zu einem pH-Anstieg in nichtkalkhaltigen Böden und zu einem vorübergehendem Anstieg der Nährstoffverfügbarkeit (Kationenfreisetzung aus organischer Substanz) kommt. Ferner tritt eine Volatilisierung des organischen Stickstoffs sowie eine teilweise Mineralisierung zu Ammonium und eine Abnahme mikrobieller Biomasse ein.
Im Lehrforschungsprojekt wurde zur weiteren Erforschung dieses Themenfeldes auf Teilen der Versuchsinstallationen ein gering intensives Bodenfeuer simuliert. Seither werden die Sickerwasserflüsse nach Brand analytisch begleitet und ausgewertet. Welche Auswirkungen ein Bodenfeuer auf Stoffflüsse und Bodeneigenschaften beim Verbrennen vorzeitig abgeworfener Streu nach Trockenheit oder Borkenkäferbefall hat, ist bislang unbekannt!
Das Modul "GEOG 332 - Erfassung und Bewertung von Ökosystemprozessen und -funktionen" im Rahmen des Lehrforschungsprojektes preFALL ist Bestandteil im Zertifikatsprogramm Nachhaltigkeit der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Stufe "Advanced") als wählbare Veranstaltung im Vertiefungsmodul Nachhaltigkeit.
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Totholzaufnahme auf der VersuchsflächeFoto: F. Achilles
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Oberflächentemperaturprofil des Waldbodens im Sommer (IR-Aufnahme)Foto: F. Achilles
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Hemisphärische Aufnahmen zur SolarstrahlungsberechnungFoto: F. Achilles
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Kronenraumstruktur (hemisphärische Negativ-Aufnahme)Foto: F. Achilles
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Filtration von LösungsprobenFoto: F. Achilles
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TOC-Analyse: Katalytische Verbrennungsoxidation zur Untersuchung von gelöster und partikulärer organischer SubstanzFoto: F. Achilles
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Photometer: Bestimmung von Ammonium in LösungsprobenFoto: A. Borrmann
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Elementaranalyse: Bestimmung von C- und N-Gehalten in BodenprobenFoto: F. Achilles