Die Geographie an der Traditionsuniversität in Jena hat eine ereignisreiche und wechselvolle Geschichte. Bereits seit dem 18. Jahrhundert wird in Jena geographische Wissenschaft gelehrt. Eingebettet in die (ost-)deutsche Geschichte erfährt das Fach Zeiten des Aufbruchs und des Umbruchs.
1786 – Anfänge der Geographie in Jena
1786 beruft der damalige Kanzler der "Thüringischen Landesuniversität" erstmalig einen Professor für Geographie und Statistik in Jena. Johann Ernst Fabri (1755–1825) nimmt den Ruf an.
1910 wird die "Geographische Anstalt" gegründet und ein Extraordinariat für Geographie geschaffen. Als letzte deutsche Universität erhält die Geographie in Jena erst 1920 das Geographie-Ordinariat. Gustav Wilhelm von Zahn (1871–1946) übernimmt die Professur für Geographie.
Gustav Wilhelm von Zahn
Das Institut für Geographie in Jena wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert maßgeblich durch dessen Direktor Gustav Wilhelm von Zahn (1911–1936) gestaltet. Der als konservativ geltende ehemalige Offizier baute das Institut aus. Zahns Schwerpunkt in Forschung und Lehre waren länderkundliche Arbeiten über Asien und zur Geologie Thüringens.
Nicht zuletzt durch sein Lehrtalent stieg die Zahl der Geographiestudierenden in den 1920er und 1930er Jahren an. Der nach dem Professor benannte Gustav-Wilhelm-von-Zahn-Preis wurde in den 1990er Jahren von Studierenden der Geographie an die beste Lehrkraft des Semesters verliehen.
Tradition geographischer Exkursionen
Geographische Exkursionen waren ein fester Bestandteil des Geographiestudiums. Rechts zu sehen: Eine Gruppe von Studierenden unter der Leitung von Gustav W. von Zahn auf einer Exkursion in Österreich.
1936 – Das Institut für Geographie in der NS-Zeit und der Geographentag in Jena
Weder die Geographie als Hochschuldiszipin noch die meisten Geograph:innen hielten Abstand zum Nationalsozialismus. So war die geographische Forschung und Lehre in Jena von 1933 bis 1945 durch völkisches und antisemitisches Gedankengut geprägt. Links zu sehen: das damalige Institut in der Humboldtstraße mit Hakenkreuzfahne.
Vom 9. bis zum 12. Oktober 1936 fand der 26. Deutsche Geographentag mit dem Titel “Raum-Volk-Landschaft” in Jena statt. Die Veranstaltung unter Beteiligung von in Jena wirkenden Geograph:innen deutet klar die nationalsozialistische Ausrichtung der Jenaer Geographie an.
1968 – Die DDR-Hochschulreform
Bereits im Jahr 1967 zeichnete sich durch die räumliche und organisatorische Zusammenlegung mit dem Institut für Geologie eine Kürzung der geographischen Inhalte am Standort Jena ab.
Im Zuge der dritten DDR-Hochschulreform am 31. August 1968 wurde das Institut schließlich bis auf weiteres geschlossen. Ehemalige Mitarbeitende, sowie die Kartensammlung und Bücher der Bibliothek verteilten sich in den noch bestehenden Geographischen Instituten der DDR wie in Berlin, Greifswald und Halle.
Standorte des Instituts in Jena
Die Geographie ist in Jena mehrfach umgezogen. Nach einem Beginn im Hauptgebäude am Fürstengraben, bezog das Institut ein Gebäude in der Humboldtstraße. Die Neugründung im Jahr 1992 erfolgte am heutigen Standort im Löbdergraben.
Zur Historie der Neugründung in den 1990er Jahren geht es hier (Neu-)Gründungszeit.
Weiterführende Literatur
Stein, Harry (1972): Die Geographie an der Universität Jena, 1786–1939. Ein Beitrag zur Entwicklung der Geographie als Wissenschaft. (= Geographische Zeitschrift, Reihe Erdkundliches Wissen, Schriftenfolge für Forschung und Praxis, 29).
Hattenbach, Klaus (1993): Materialien zur Geschichte des Geographischen Institutes der Friedrich-Schiller-Universität Jena nach dem Zweiten Weltkrieg (1945–1968). Jena: Institut für Geographie der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Senatskommission zur Aufarbeitung der Jenaer Universitätsgeschichte im 20. Jahrhundert (Hg.)(2009): Traditionen-Brüche-Wandlungen. Die Universität Jena 1850–1995. Köln: Böhlau.