Sozialphänomenologische Geographie: Beziehungsweisen.

Neuaushandlungen sozialer und sozialräumlicher Distanz- und Näheverhältnisse in ihren Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt während und nach der Corona-Krise

Laufzeit: 2020-2021

Projektleitung: Prof. Dr. Simon Runkel, Prof. Dr. Sebastian Henn, Prof. Dr. Stefan StrohschneiderExterner Link, Prof. Dr. Michael Wermke

Mittelgeber: Eigenmittel

Forschungsschwerpunkt: Geographien des Lebensverlaufs

Inhalt

Die sich im Zusammenhang mit der SARS-CoV-2/COVID-19-Pandemie hierzulande vollziehende Neuaushandlung von sozialen und sozialräumlichen Distanz- und Näheverhältnissen ist aus sozialwissenschaftlicher Perspektive von großem Interesse. So ist zu erwarten, dass die „Corona-Krise“ und die durch die Maßnahmen des „social distancing“ bzw. „physical distancing“ verursachten Veränderungen zu nachhaltigen Veränderungen der sozialen Beziehungsweisen von Menschen führen werden. Dabei ist davon auszugehen, dass Aushandlungsprozesse von sozialräumlichen Distanz- und Näheverhältnissen in unterschiedlichen sozialen Gruppen und Milieus zu je anderen Betroffenheiten und zu einer Herausforderung für die soziale Kohäsion der Gesellschaft insgesamt führen. Die verschiedenen individuellen, haushaltsbezogenen, familialen oder gruppenbezogenen Verinselungen gehen mit neuen Formen sozialer (Des)Integration einher, die sich insbesondere im affiliativen (bindungsbezogenen) Austausch zwischen Individuen, Gruppen und Milieus niederschlagen.

Vor diesem Hintergrund zielte das Projekt darauf ab, mögliche langfristige Auswirkungen dieser Neuaushandlungen von sozialer und sozialräumlicher Nähe- und Distanzverhältnisse über ein an der Delphi-Methode orientiertes Befragungsdesign nachzuzeichnen und abzuschätzen. Es wurde von der These ausgegangen, dass die Corona-Krise und die damit verbundenen Veränderungen im persönlichen und sozialen Leben der Menschen zu nachhaltigen Veränderungen in den Beziehungen der Menschen zu ihrer Welt führen können. Es war zu vermuten, dass diese Aushandlungsprozesse in unterschiedlichen sozialen Milieus und Sphären jeweils anders ablaufen und zu einer Herausforderung bestehender sozialen Kohäsion der Gesellschaft hierzulande führen. Die Neuaushandlung von Distanz- und Näheverhältnissen kann zu verschiedenen Erreichbarkeiten, Differenzerfahrungen und Grenzziehungen führen, aber auch neue Formen sozialer Integration und Kohäsion aufweisen. In der Befragung von Expert:innen konzentrieren wir uns auf acht Bereiche, in denen sich Beziehungsweisen möglicherweise verändern können. Diese Bereiche sind körperliche Nähe, Übergangsriten, Gemeinschaftserlebnisse, solidarische Beziehungen, Beziehungen zwischen sozialen Kollektiven, Beziehungen im öffentlichen Raum, Vertrauen in die Demokratie und Beziehungsweisen im ökonomischen Handeln.

Im Oktober 2020 wurde eine Online-Befragung mit Expert:innen aus den Bereichen Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft / NGOs, Kultur und Verwaltung durchgeführt. Die Ergebnisse der Expert:innen-Befragung sollten für lokale und regionale Entscheidungsträger:innen in verschiedenen gesellschaftlichen Teilbereichen wie Bildung, Politik, Verwaltung und Wirtschaft aufbereitet werden.

Ansprechpartner

Simon Runkel, Juniorprof. Dr.
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Simon Runkel
Foto: Felix Völkel